6. Oktober 2024

Das Landgut Raixa, wenn Zauber und Magie die Sinne verführen

Von der Magie, ein maurisches Landgut über die Jahrhunderte zu einer mallorquinischen „Possesión Raixa“ zu machen.
Es war einmal….
So könnte man am besten mit der Geschichte dieses Landgutes anfangen. Aber das klingt fast zu märchenhaft, denn die Entstehungsgeschichte dieses Anwesens war alles andere als sanft. In seiner beispiellosen Entwicklungsgeschichte bis hin zu einem Landhaus, wo Zauber und Magie den Besucher träumen lassen, gab es auch Passagen, die eher dubios waren.

Raixa war, und ist auch heute noch, ein magischer Ort, der dem Betrachter, von seinem geschichtlich spannenden Hintergrund über die Architektur, Natur sowie Landschaftsgestaltung alles bietet.

Das gesamte Projekt schmiegt sich in Perfektion in das darunter liegende „Tramuntana-Gebirge“ ein. Besonders eindrucksvolle Ausblicke auf die Landschaft der Siedlung „Sa Muntanyeta“, hat man auf jeden Fall, von den Aussichtspunkten der oberen Gärten aus.

Landgut Raixa
Das Landgut Raixa

Das Landgut Raixa, wo alles seinen Anfang nahm

Die Wurzeln dieses ursprünglich arabischen Landgutes, reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert.
Zu dieser Zeit wurde ein Großteil Spaniens sowie auch Portugal von den Mauren besetzt.
Das Landgut befand sich außerdem zu dieser Zeit in einem desolaten Zustand.
Die Mauren, die es übernahmen, machten das Gut anschließend in den Außenanlagen nutzbar und erschufen die ersten Terrassengärten, die bis in die heutige Zeit hinein ein Fundament der Gartengestaltung geblieben sind.

1229 wurden die Ländereien an den „Grafen von Ampurias“ übergeben.
Im 16. Jahrhundert übernahmen zwei Familien das Landgut, die Familien „Sureda de Sant Marti und Safortesa-Tagamanent“. Sie bauten das gotische Kreuzgewölbe mit den Eingangsbögen des Stein-Innenhofes.

Die Dynastie „Despuig“, Liebe zur Kultur, Kunst und Architektur

1660 erwarb „Graf Ramon Despuig„, der erste Graf Montenegros, das Landgut.
1735-1813 übernahm „Joan Despuig“ das Anwesen, er war der vierte Graf von Montenegro.
In dieser, vom Barock geprägten Zeit entstanden dann 1740 die Lustgärten „les Llimoneres“, „la Gruta“ und „Hort Nou“. Gemeinsam mit seinem Bruder Antoni formte er die Gärten, und des Weiteren kümmerte er sich intensiv um die Ausstattung des Herrenhauses.

Der „Kardinal Erzbischof Antoni Despuig“ aus Valencia, verwaltete von 1745 bis 1813 das Anwesen und er agierte ebenso als Mäzen, denn als Kunstsammler und Antiquitäten Liebhaber, mit einem Hang zum Lebensstil der Antike, wurde er deswegen, die auf jeden Fall wichtigste Persönlichkeit für den Ausbau und das Fortbestehen des Landgutes.
Er ließ 1807 die alte Zisterne in ein riesiges Wasserbecken umbauen, aufgrund dessen konnte er mit der Garten- und Terrassengestaltung beginnen. Den großen Garten des Herrenhauses ließ er nach einer Rom-Reise im Stil der italienischen Renaissance gestalten.

Durch Reiseeindrücke, die er aus Italien mitbrachte, ließ er in alle Gestaltungen mit einfließen, dadurch machte er Raixa zu einer mallorquinischen Besonderheit. In den nördlichen Teilen der Gartenanlage ließ er eine imposante Treppe aus Stein mit 69 Stufen bauen, sie verbindet das Herrenhaus mit dem Apollo-Garten. Eine Skulptur des Gottes steht dann auch am Ende der Treppe.

Treppe Landgut Raixa
Die Treppe mit den 69 Stufen am Landgut Raixa

Der Kardinal war ein grandioser Gartengestalter. Durch die Wasserläufe, Springbrunnen sowie zahlreiche, geometrisch angelegte Wege, die ergänzt wurden durch Statuen und Säulengängen, gab er den Gärten einen besonderen Charme. Die Krönung war der rechteckig angelegte Teich. Mit einer Länge von 100 Metern. Aufgrund dieser Umbauten bekam Mallorca dadurch das größte Wasserreservoir.

1910 verkaufte „Ramon Despuig i Fortuny“ das Landhaus an den Geschäftsmann „Antoni Jaume“, den letzten privaten Besitzer. Sein Wappenschild ließ er in das 1898 gebaute Zugangstour einfügen.
Er war es auch, der für seine Tochter ein Puppenhaus in normaler Wohnhausgröße bauen ließ.

Terrasse mit Blick auf das Wasserreservoir am Landgut Raixa
Terrasse mit Blick auf das Wasserreservoir am Landgut Raixa

Verfall und Dornröschenschlaf von Raixa im 20. Jahrhundert

Von 1918 an fiel das Gut in einen Dornröschenschlaf, die Gärten verwilderten und das Anwesen mutierte nach Jahrzehnten der Vernachlässigung zu einer verwahrlosten Ruine.
Zudem zerstörten Unwetter große Teile der Gärten, ebenfalls etliche Pavillons.
Mit beginnendem Tourismus im 20. Jahrhundert, wurden die 520.000 Quadratmeter Garten- und Nutzfläche, die zum Landgut gehörten, vernachlässigt und nicht mehr bewirtschaftet.

Das verwahrloste Landgut Raixa, Wunschprojekt wohlhabender Europäer
1993 wurde das Landhaus von der Inselregierung unter Denkmalschutz gestellt. Inzwischen interessierten sich ebenso viele zahlungskräftige Europäer für das Landhaus Raixa, so zum Beispiel „Michael Douglas“ und auch der australische Magnat „Christofer Skase“.

Ein politisch denkwürdiger Clou, das kulturhistorische Anwesen wird zum „Poker-Objekt“

2001 unterzeichnete die Modedesignerin, „Jil Sander“ einen Kaufvertrag für das 520.000 Quadratmeter große Landgut, für 1,4 Milliarden Peseten, etwa 8,414 Millionen Euro.

Sechs Wochen später, entschieden sich der Inselrat sowie das Umweltministerium dafür, das noch geltende, auf zwei Monate befristete, „Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand“, anzuwenden. Doch das war ein abgesprochener, politisch nicht ganz korrekter, Schachzug kurz vor den anstehenden Regionalwahlen. Kurzum, sie erwarben das berühmte Anwesen für 8,4 Millionen Euro. Darüber hinaus unter der Bedingung, weitere 11,7 Millionen Euro für die erforderliche Renovierung zu leisten.

Anscheinend unwichtig für die mallorquinische Regierung, war die Tatsache, dass „Jil Sander“ einen Passus in den Kaufvertrag setzen lassen wollte, der aussagte, dass das Landgut nach ihrem Tode wieder dem Inselrat zurückgegeben wird. Zudem wollte sie große Summen in die notwendigen Renovierungen stecken.

Das historische Anwesen La Raixa
Das historische Anwesen Raixa

Das historische Landgut Raixa und der Umbau für die Öffentlichlkeit

Von 2003 bis 2008 wurde das Gut Raixa renoviert.
2009 begann die Renovierung der Außenanlagen und der Gärten.
2011 Schließung für Besucher.
2012 Wiedereröffnung für Besucher, mit neuem Museumskonzept.

Ach übrigens!
Trotz allem Prunk und der grandiosen Gartengestaltung war das Gut Raixa zu keiner Zeit für die Familie Despuig der Hauptwohnsitz. Es war das Landgut fürs Wochenende und die Ferien sowie für Festivitäten und Familienversammlungen.
Außerdem diente das Gut als Einnahmequelle von der Ölherstellung und den Erträgen der bewirtschafteten Felder und Weingüter.
Raixa wurde ebenfalls berühmt durch den Film „Das Böse unter der Sonne“, nach einem Kriminalroman von „Agatha Christie“.

Wie komme ich zum Landgut Raixa?

Die MA11 führt, von „Palma“ kommend, in einer etwa zehnminütigen Autofahrt zum Ort „Palmanyola“. Danach kommt ein Kreisverkehr und anschließend an der nächsten Kreuzung geht es mit der Beschilderung „Raixa“ direkt zum Landgut und dem dabei liegenden großen Parkplatz. Ein, übrigens auch für Rollstuhlfahrer gut zu befahrener, Holzweg, führt dann direkt zum Herrenhaus.

Unser Tipp: Kombipaket für Kunst-Wanderer

Zugfahrt und Wanderung zum Landgut Raixa

Hier geht`s zum Kombiticket

Kontakt und Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 15.00 Uhr.
Eintritt: kostenlos.
Zweistündige Rundgänge: 10 Uhr sowie 12 Uhr: deutsch, englisch, spanisch sowie katalanisch
Sonntags sowie an Feiertagen geschlossen.
Privatführungen: ab zehn Personen

Carretera Ma-11 de Palma a Sóller, km 12.2, 07110 Bunyola
(+34) 971 237 636
visitesraixa@conselldemallorca.net
Departament de Sostenibilitat i Medi Ambient
C/ del General Riera, 111, 07010 Palma
(+34) 971 213 960

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