Gorg Blau – Mallorcas Stausee im Herzen der Tramuntana

Zwischen den mächtigen Gipfeln der Serra de Tramuntana, auf halber Strecke zwischen Lluc und Sóller, liegt einer der geheimnisvollsten Orte Mallorcas: der Gorg Blau. Der türkis schimmernde Stausee ist Teil des wichtigsten Trinkwasserreservoirs der Insel – und gleichzeitig ein Ort von atemberaubender Schönheit.

Hier, wo sich Felsen, Wasser und Himmel spiegeln, scheint die Zeit stillzustehen. Keine Boote, keine Badegäste, keine Restaurants – nur die pure Natur. Der Gorg Blau ist ein Symbol für die stille, wilde Seite Mallorcas, fernab des Tourismus, und ein beliebtes Ziel für Fotografen, Wanderer und Naturliebhaber.

Blick auf die Gorg Blau Talsperre
Blick auf die Gorg Blau Talsperre | Foto: David Vives
Inhaltsverzeichnis

    Geografische Lage und Anreise

    Der Gorg Blau liegt im Zentralmassiv der Serra de Tramuntana, direkt an der Ma-10, die als eine der schönsten Panoramastraßen Mallorcas gilt. Von Sóller kommend führt die Straße durch spektakuläre Kurven vorbei am Cúber-Stausee, ehe sich das Panorama plötzlich öffnet und der Gorg Blau in voller Pracht sichtbar wird.

    • Entfernung: ca. 45 Minuten von Sóller, 1 Stunde von Palma
    • Parken: Entlang der Ma-10 gibt es kleine Parkbuchten mit Blick auf den See. Das Parken ist kostenlos, aber begrenzt.
    • ÖPNV: Eine Busverbindung (TIB-Linie 231) verkehrt zwischen Palma, Sóller und Lluc – mit Haltestellen in der Nähe des Cúber-Sees.

    Ein Besuch lässt sich perfekt mit einer Wanderung oder einem Tagesausflug ins Kloster Lluc verbinden.

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    Geschichte des Gorg Blau – vom wilden Flusstal zum Wasserspeicher

    Bevor der heutige Gorg Blau auf Mallorca entstand, war das Tal ein spektakuläres Naturwunder. Der Torrente de Gorg Blau, ein Nebenfluss des Torrente de Pareis, schnitt sich tief in das Tramuntana-Gebirge und bildete eine wilde, enge Schlucht. Das klare Wasser floss einst durch steile Felsen, begleitet von duftenden Pinien und uralten Olivenbäumen – ein Ort von fast mystischer Schönheit, der Maler, Dichter und Fotografen inspirierte.

    Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der ursprüngliche Gorg Blau ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische aus Sóller, Inca und Lluc. Besonders bekannt war die Steinbrücke Pont de Sa Gorg Blau, die über den Fluss führte und auf alten Postkarten häufig zu sehen ist. Sie galt als Symbol der unberührten Bergwelt Mallorcas – bis sie beim Bau des heutigen Stausees im Wasser verschwand.

    Vom Naturtal zum technischen Meisterwerk

    Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem aufkommenden Tourismus der 1950er-Jahre wuchs der Bedarf an Trinkwasser rapide. Ingenieure der Balearenregierung entwickelten daher den Plan, ein Wasserspeicher-System in der Serra de Tramuntana zu errichten, das Regen- und Schmelzwasser aus den Bergen für die Bevölkerung nutzbar machen sollte.

    Nach umfassenden hydrologischen Studien entschied man sich für das Tal des Gorg Blau – die geologische Beschaffenheit bot ideale Voraussetzungen für einen Stausee.

    1972 wurde schließlich der Stausee Gorg Blau fertiggestellt – gemeinsam mit dem nahegelegenen Stausee Cúber. Beide Reservoirs sind durch ein unterirdisches Leitungssystem verbunden und bilden bis heute das wichtigste Trinkwassersystem der Insel Mallorca. Über kilometerlange Rohre gelangt das Wasser von hier aus bis nach Palma und versorgt große Teile der Insel.

    Archäologische Funde und verlorene Geschichte

    Beim Bau des Stausees musste das ursprüngliche Tal weichen, doch viele kulturelle und historische Spuren blieben erhalten. In der Talsenke von Almallutx entdeckten Archäologen Überreste einer talayotischen Siedlung aus der Zeit zwischen dem 6. und 1. Jahrhundert v. Chr. Diese Funde wurden vor der Flutung sorgfältig dokumentiert und teilweise an höher gelegene Orte versetzt, um sie der Nachwelt zu erhalten.

    So vereint der Gorg Blau heute nicht nur moderne Ingenieurskunst, sondern auch die stillen Zeugnisse der frühen Inselgeschichte.

    Der Gorg Blau heute – Naturreservat und Symbol der Tramuntana

    Heute liegt der Gorg Blau inmitten eines der streng geschützten Naturgebiete der Insel. Er gehört zum „Espai Natural Protegit del Gorg Blau i Cúber“ und ist Teil des UNESCO-Welterbes Kulturlandschaft Serra de Tramuntana, das seit 2011 auf der Welterbeliste steht.

    Das Baden, Angeln oder Befahren des Sees ist streng verboten – zu groß ist seine Bedeutung für die Wasserversorgung und die empfindliche Ökologie der Region. Wanderer können den See jedoch auf verschiedenen Routen umrunden oder auf dem Weg zum Puig Major und Tossals Verds spektakuläre Ausblicke auf das tiefblaue Wasser genießen.

    Der Stausee erinnert bis heute daran, wie eng Natur, Geschichte und Technik auf Mallorca miteinander verwoben sind – ein Ort, an dem sich das stille Wasser wie ein Spiegel zwischen den Bergen der Tramuntana ausbreitet und die Vergangenheit in sich trägt.

    Natur & Atmosphäre

    Die Landschaft rund um den Gorg Blau ist wild und rau. Die steilen Kalksteinwände, die Pinien- und Steineichenwälder und das tiefblaue Wasser bilden einen faszinierenden Kontrast.

    An windstillen Tagen spiegelt sich die Umgebung perfekt auf der Wasseroberfläche – ein traumhaftes Fotomotiv, besonders in den frühen Morgenstunden oder kurz vor Sonnenuntergang.

    Das Gebiet ist Heimat vieler Vogelarten, darunter Schwarze Geier, Falken und Waldohreulen. Mit etwas Glück lassen sich auch Wildziegen oder Mönchsgeier beobachten.

    Wandern rund um den Gorg Blau

    Baden ist im Gorg Blau streng verboten, da das Wasser als Trinkwasserreservoir dient. Doch dafür gibt es zahlreiche Wanderrouten in unmittelbarer Umgebung, die fantastische Ausblicke bieten.

    Empfohlene Wanderungen:

    1. Cúber – Gorg Blau – Coll de l’Ofre
      • Dauer: ca. 3–4 Stunden
      • Anspruch: mittel
      • Beschreibung: Eine der schönsten Rundtouren der Tramuntana, mit herrlichen Blicken auf beide Stauseen und das Tal von Sóller.
    2. Ruta del Torrent de Pareis (Teilabschnitt ab Gorg Blau)
      • Nur für erfahrene Wanderer!
      • Der Torrent de Pareis gilt als eine der spektakulärsten Schluchtenwanderungen Europas. Der obere Zugang beginnt unweit des Gorg Blau.
    3. Von Lluc zum Gorg Blau (GR-221-Etappe)
      • Etappe des bekannten Trockenmauerwegs (Ruta de Pedra en Sec), der durch das gesamte Tramuntana-Gebirge führt.

    Tipp: Gute Wanderschuhe, Wasser und eine Karte sind Pflicht. Das Gebiet ist abgelegen, Handyempfang oft schwach.

    Fotografieren & Aussichtspunkte

    Der Gorg Blau ist ein Paradies für Fotografen. Besonders empfehlenswert sind:

    • Mirador am Straßenrand der Ma-10: klassischer Aussichtspunkt auf den See
    • Kleine Pfade Richtung Coll de Sa Batalla: bieten Panoramablicke auf beide Stauseen
    • Früher Morgen oder später Nachmittag: bestes Licht für Spiegelungen und dramatische Farben

    Flora und Fauna rund um den Gorg Blau

    Die Umgebung des Gorg Blau beeindruckt durch ihre typisch mediterrane Vegetation. Dichte Pinienwälder, uralte Steineichen, aromatischer Rosmarin, Ginster und vielfältige Wildkräuter prägen das Landschaftsbild. Besonders im Frühjahr erwacht die Natur zu neuem Leben: bunte Blütenfelder und sattes Grün kontrastieren mit den imposanten Felswänden der Tramuntana. Im Sommer wiederum hüllt sich die trockene Felslandschaft in eine fast mystische Ruhe, die Wanderer und Naturliebhaber gleichermaßen fasziniert.

    Die Region ist auch Heimat seltener und endemischer Pflanzenarten. Dazu zählen etwa die Mallorquinische Enzian-Distel, die nur hier gedeiht, und besondere Moosarten, die exklusiv in der Serra de Tramuntana vorkommen. Diese einzigartige Pflanzenvielfalt macht den Gorg Blau zu einem ökologisch wertvollen Gebiet und einem echten Paradies für Botaniker und Naturliebhaber.

    Tipps für deinen Besuch

    KategorieEmpfehlung
    Beste BesuchszeitFrühjahr & Herbst – klare Sicht, angenehme Temperaturen
    ParkenEntlang der Ma-10 (kostenlos, aber begrenzt)
    BadenNicht erlaubt (Trinkwasserschutzgebiet)
    EinkehrmöglichkeitenKeine direkt vor Ort – nächstes Café/Restaurant im Kloster Lluc oder in Sóller
    Empfohlen fürWanderer, Fotografen, Naturliebhaber
    AusrüstungFeste Schuhe, Wasser, Sonnenschutz, Kamera

    Umgebung & Ausflüge

    In der Nähe des Gorg Blau liegen einige der schönsten Naturziele der Insel:

    • Cúber-Stausee – nur wenige Minuten entfernt, ebenfalls Teil des Trinkwassersystems.
    • Kloster Lluc – spirituelles Zentrum der Insel, ideal für eine Kombination aus Natur & Kultur.
    • Torrent de Pareis & Sa Calobra – spektakuläre Schlucht und Bucht am Meer.
    • Puig Major – mit 1.445 m der höchste Berg Mallorcas (militärisches Sperrgebiet, aber fantastische Aussichtspunkte rundherum).

    Fazit – Der Gorg Blau: Mallorcas Spiegel der Stille

    Der Gorg Blau ist einer jener Orte, an denen Mallorca seine ursprüngliche, wilde Seele offenbart. Kein Strand, kein Trubel – hier dominieren nur Wasser, Felsen und das wechselnde Spiel von Licht und Schatten.

    Wer an diesem stillen Rückzugsort verweilt, spürt sofort die Kraft der Tramuntana. Der See wirkt weit mehr als ein bloßer Stausee; er symbolisiert die harmonische Verbindung von Natur, Wasser und menschlicher Nutzung auf der Insel.

    Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Besonders Wanderer, Naturliebhaber und alle, die Ruhe, Weite und authentische Landschaften suchen, finden hier einen Ort zum Durchatmen und Staunen.

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